Hans-Karsten Raecke | Neue Instrumentenkunst für Neue Musik  
 

Über Instrumentenbau

Nicht vorgefaßte Absichten, nicht theoretische Vorentscheidungen bestimmen den Bauvorgang, sondern ein natürliches Wechselspiel mit dem Material.
Sich überraschen lassen durch Bauergebnisse und darauf aufbauend Ideen und musikalisches Anliegen ableiten.
So sind Konstruktion und Bau gleichzeitig improvisatorische und präkompositorische Arbeitsvorgänge mit geplantem Zufall.

Der Unbestimmtheit folgt die Natur,
der Natur folgt meine Körperlichkeit,
meiner Körperlichkeit folgt die Handgröße,
meiner Handgröße folgen die Griffmöglichkeiten der Finger,
meinen Fingern folgen die Bohrlöcher im Blasrohr-Material,
den Bohrlöchern im Blasrohr-Material folgen die Tonhöhen,
den Tonhöhen folgen die Zusammenhänge,
den Zusammenhängen folgt die Improvisation,
meiner Improvisation folgen Nach-Klang und Stille

                       Bleibendes und Verlöschendes
               Gesichter und Gesichtsloses,
     Gestalten und Gestaltloses

dem Gestaltlosen zuwider folgt die Komposition,
meiner Komposition folgt die Interpretation,
meiner Interpretation folgt das Urteil,
dem Urteil folgen Glanz und Elend,
Glanz und Elend folgen der Unbestimmtheit,
der Unbestimmtheit folgt die Natur.
 
 

Blas-Metall-Dosen-Harfe

Die Blas-Metall-Dosen-Harfe vereinigt in sich unterschiedlichste Möglichkeiten zur Gestaltung innovativer Klang- und Geräuschstrukturen.

Sie ist als live-elektronisches Instrument konzipiert und gebaut und ermöglicht Klangreichtum bis hin zu orchestralen Wirkungen.


Kompositionen :
Konzert für Blas-Metal-Dosen-Harfe
Solar
 
 

Bild-Klang-Generator

Der Bild-Klang-Generator eröffnet die Möglichkeit, Mal- und Klangaktionen als einheitlichen Prozess, als synergetischen Effekt, ablaufen zu lassen.

Der Akteur ist dabei gleichzeitig auch musikalischer Improvisator, graphischer bzw. bildnerischer Partiturenersteller oder Interpret.

128 konzentrisch auf 1 m2 angeordnete Messingplatten, über einen Midi-Controller mit einem Sampler verbunden, sind das Arbeitsfeld, für Leinwände, vorbereitete Bilder oder andere Vorlagen.

 
 

BLAS - BAMBUS - DRAHT - DOSE

Ein kombiniertes Zupf und Blasinstrument.

Teile : Bambusstange, 3 Blechdosen, Gitarrenmechaniken, Halterungrn aus Holz, Messingbügel, Gitarrensaiten und Tenorsaxophonmundstück.

Die Saiten sind auf einen Dominantseptakkord gestimmt, der durch Glissandobewegungen oder molto Vibrato der Dosen und Saiten unscharf gemacht wird ; d.h. verschiedene Grade der Verstimmungen und Rückführungen in den Akkord.

Komposition :
"In der Zugluft"
(mit einem Text von Renè Schwachhofer)
 
 

GUMMIPHON

Teile : 3 "Gummi-Trapse" (DDR), Grifflöcher für linke und rechte Hand, und Baritonsaxophonmundstück.

In der Wassermusik für Gummiphon vollzieht sich im ersten Abschnitt eine Metamorphose von Blasblubbern (Geräusch) zum Blubberblasen (Geräuschklang) durch stufenweises Ausgießen von Wasser.
Erst dann wird das Gummiphon zum klingenden Instrument.
Es besteht aus 3 ineinandergesteckten Abflußrohren aus Gummi, sogenannten "Trapsen", die mir Grifflöchern versehen wurden.
Eindrücke von "Gummiklang", von Kanalisationswirkung, hallig, merkwürdig ambivalent mit sphärischem Klang, entstehen in den folgenden Abschnitten, in denen sich kurze, jazzige Rhytmik mit freischwebenden Klanggebilden, hauptsächlich bestehend aus Hoch-Tief-Kontrasten, abwechseln.

Komposition :
Wassermusik für Gummiphon mit und ohne Wasser
 
 

PFEIFENTOPF

Dem PFEIFENTOPF lag eine Kompositionsidee zugrunde, in der das Pfeifenrauchen und das instrumentale Blasen unmittelbar verknüpft werden sollten.

Es entstand ein Instrumente, das im Inneren eines Topfes eine Schnecke enthält. Sie ermöglicht den Fingern einer Hand Grifflöcherabdeckung auf engem Raum und eine durch die Ummantelung der Schnecke spezifische Klanglichkeit und Resonanz. Die Baumaterialien sind Fimo (Suralin), eine Knetmasse, die im Backofen gebrannt werden kann, und Messingrohre.

In einer zweiten Bauversion erhielt der Pfeifentopf einen Aufsatz, genannt "Spinne". 18 "Spinnenbeine" können gezupft werden und sind speziell für eine elektronische Kontaktabnahme vorgesehen. In dieser Bauversion sind zur Zeit auch mehrere Varianten von Blasrohrsystemen in Arbeit, so z.B. der "Teleskopzug" (3er-Block) in Verbindung mit einem Zwischenstück für Lochabgriff (linke Hand) und einem diesem nochmals vorgeschalteten kurzen "Teleskopzug" (2er-Block mit Mundstück). Dieses System ermöglicht einerseits einen großen Tonumfang und andererseits die Kombination von Griff- und Zugtechnik.

Die Komposition ELEMENTE für Pfeifentopf, Tabak, Lauge, Elektronik, Dia-Vision und Schattentheater, die am 4.10. im Mannheimer Kunstverein zur Uraufführung kommt, setzt die musikalischen und darstellerischen Möglichkeiten des Pfeifentopfs in Verbindung zu einer überwiegend abstrakten Bildfolge (Dia-Vision mit Überblendungstechnik) von Wolfgang Günther, die die Elemente Erde, Feuer, Luft, Wasser zum Thema hat.

Kompositionen :
ELEMENTE für Pfeifentopf, Tabak, Lauge und Live-Elektronik (auch mit Dia-Projektion)
BLAU für Blas-Metall-Dosen-Harfe mit Live-Elektronik und Dia-Projektion
 
 

SURAPHON

Das Suraphon ist ein selbstgebautes Blasinstrument aus der Bauserie mit Suralin bzw. Fimo, einer Knetmasse, die um einen geformten Tonkern moduliert und im Ofen ausgehärtet wird.

Das Instrument hat ungefähr Alt-Lage und ist mit Grifflöchern und vier Klappen versehen.

Angeblasen wird es mit einem Altsaxophon-Mundstück.

Komposition: Das Mecklenburger Pferd - Warmblüter
 
 

VENTIL - ZUG - METALLUPHON

Das Ventil-Zug-Metalluphon vereinigt in sich drei verschiedene Instrumententeile :
Das Ventil (Standardelement der meisten Blechblasinstrumente), das "Schnabelmundstück" (allen Klarinetten und Saxophonen gemeinsam) und den "Zug", bzw. das Gleitprinzip (wichtigstes Element aller Posaunen).
Die Kombination dieser Elemente verlangte eine anspruchsvolle Bautechnische Arbeit.
Das Ergebnis ist ein Instrument mit großem Tonumfang. Das Besondere sind die zwei ventilschaltbaren Schallausgänge und die strukturelle Verknüpfung von griffexakten Einzeltönen mit Verschleifungsmöglichkeit (Glissando mittels Zug).

Komposition: Das Mecklenburger Pferd - Kaltblüter
 
 

ZUG - METALLUPHON

Das Zug-Metalluphon ist original und ordinär ein Staubsaugerteil. Ein Staubsauger ist ein Pressluftgerät mit umgekehrter Wirkung : Es saugt Luft ein.
Das Zug-Metalluphon, angeblasen mit einem Bassklarinetten- mundstück, ist ein Luftdruckinstrument. Der Mechanismus, mittels dessen man die Höhe eines Staubsaugerrohres verändert, wurde als Zug posaunentypisch zur gleitenden Tonhöhenveränderung umfunktioniert.
Das komponierte Stück mit dem Titel Luft-Druck-Zonen ist unmittelbar an die Funktionalität und an den Charakter des Instrumentes gebunden worden.
Es geht im Stück um die Gestaltung von gepreßter Luft, um Wind und um Übergänge von Windgeräuschen in Klang.
In einer zweiten Fassung des Stückes wurden durch die Einbeziehung von live-Elektronik diese Gestaltungselemente erweitert.
Eine spezifische Form von Programm-Musik wurde möglich :
Regen, Gewitter, Windgeräusche, Sturm, aber auch Windgeflüster und meditative wohlklingende Telefondrahtmusik.

Komposition :
Luft-Druck-Zonen für Zug-Metalluphon