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DOSENHARFE, STIMME UND KLINGENDER BAUMSTAMM
Zweitägiges Klangwerkstatt-Festival mit Kompositionen von Hans-Karsten Raecke und anderen in der Mannheimer Kunsthalle
Rainer Kühl, Die Rheinpfalz - 2.12.1999
Improvisation, multimediale und grenzüberschreitende Projekte: Solcher Aufgabenstellung hat sich der in Mannheim lebende Musiker und Komponist Hans-Karsten Raecke im Arbeitsumfeld seiner „Klangwerkstatt e.V. in besonderem Maße verschrieben. Einmal im Jahr führt dieser Verein seine Musiktage durch - diesmal
zweitägig in der Mannheimer Kunsthalle. Im dortigen Vetter-Forum hat man inmitten der plastischen Arbeiten diverser Künstler einen überaus attraktiven Spielort gefunden. Dem Schaffen von Hans-Karsten Raecke war der erste der beiden Abende zur Gänze gewidmet. Seine selbstgebauten Instrumente, zum Beispiel die Blas-Metall-Dosen-Harfe, auf der er zwei seiner Werke spielte, ist klangliches und bildnerisches Kunstobjekt zugleich. Und mit elektronischer Klangumformung rückte er seinen ungewöhnlichen Zupf- und Blas-Tönen noch weiter zu Leibe. „Blau" und „Elemente" waren Raeckes Gemeinschaftswerke mit dem Dia-Visions-Künstler Wolfgang Günther betitelt. In diesen multimedialen Werken wurde Künstlerisches gleichermaßen sicht- und hörbar gemacht, die Elemente Luft, Rauch und Wasser in Schwingung versetzt. „Rück-Kopplungen" nannte Raecke seine Aktion für sieben sprechende, singende, spielende und werktätige Darsteller. Sieben verschiedene klangliche oder szenische Einzelaktionen sind dabei je für sich komponiert - hier aber simultan zusammengeführt, es wurde burlesk gesungen und palavert, geblasen und gezupft, Gegenstände verschnürt und ein Baumstamm bildnerisch behauen. Ganz und gar unakademisch waren alle Programmpunkte des Festivals, die am zweiten Abend erst recht, also nichts, was man an einem Konservatorium lernt. An einer Musikhochschule habe er wohl studiert und sich geplagt, mit dem Unterschied zwischen fis und ges im besonderen, schickte Siegfried Wekenmann seinem Stück für 17 gesammelte und bewegte Holz und Metallinstrumente vorweg. Den Worten folgten Taten und der Komponist klopfte munter auf Zimbeln und ähnlich hell und scharf klingendes Metallzeug drauf. Der Schlagzeuger Fritz Rating, der sich an Hermann Kellers „Leichtem Metall" zu schaffen machte, gestand, daR er kein Musikstudium hinter sich hat und selbst das Notenlesen nicht gewöhnt sei. Aber er brachte die beiden Hi-Hats dann doch sehr variantenreich zum Klingen-rhythmisch wie klanglich. Pulsierenden Rhythmen erzeugte er mit den Sticks, geheimnisvolle Gongklänge ließ mittels Filzschlägeln erklingen, dazwischen entstanden außerdem nuancenreiche Farben durch Öffnen und Schließen der Beckenpaare. Ein interessantes Werk gab es von Michael Valentin, bei dem einzelne Gesangsphrasen der Sopranistin Eva Lebherz-Valentin nach und nach gesampelt und neunstimmig hinzugespielt wurden zu den live gesungenen seraphischen Vokalisen. Schön irreal und wie beiläufig mit chromatischen Ostinato-Modellen begleitet wurde der Gesang vom Klavier. Ruhig und enigmatisch über das Chaos und die Stille meditierend: die Tanz-Licht-Ton-Performance des Trios „No Frame".
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