Pressestimmen  
 

DIE BLUES BROTHERS DER AVANTGARDE
Neue Musik: Vierte „Klangwerkstatt" in der Mannheimer Kunsthalle

Hans-Günter Fischer, Mannheimer Morgen, Montag, 28. Oktober 2002 / Nr. 250

Wenn ein Manager nach „Synergie-Effekten" sucht, bedeutet dies zumeist ein Weniger-an Arbeitsplätzen beispielsweise. Bei Hans-Karsten Raecke läuft es eher umgekehrt. Wenn der in Mannheim lebende und arbeitende Komponist ein „synergetisches Projekt" verwirklicht, geht es nicht um Einspar- und Rationalisierungspotenziale, sondern um den künstlerischen Mehrwert. Bei den „Klang-Bildern" etwa: Hier finden Raeckes Bild-Klang-Generator, ein vom Komponisten selbst erfundenes Gerät, nein: Kunstwerk für gesampelte, synthetisch generierte Sounds und die Aktionen eines echten Kunstmalers zusammen. Dessen Arbeitsfläche ist auf die Kontaktfelder des Generators aufgetragen, jede einzelne Berührung mit dem Pinsel oder Stift verbindet sich mit Klängen. „Augenklänge" sind es, die am zweiten von drei Tagen in der „Klangwerkstatt" entstehen, dem von Raecke etablierten Mannheimer Musikfest in der Kunsthalle- einem Musikfest der ein bißchen anderen und unkonventionellen Art. Die „Klang- Bilder" malt Helge Leiberg. Er und Raecke sind sich erstmals in den 70ern begegnet, damals noch in Dresden. Beide hatten schon ein Interesse an der Kunst des jeweils anderen. Im Nebenjob war Leiberg Jazztrompeter. Zum ersten „Klang- Bild" transportiert der Generator via Lautsprecher stakkatohafte, harte, perkussive Klänge in die Kunsthalle. Auf Leibergs Malfläche erscheinen schwarze, spinnenartige Figuren vor einem abstrakten, bunten Hintergrund. Beim zweiten Bild werden die Klänge flächiger und „spaciger", der Künstler zeichnet schwarze Scheiben, die man für Planeten halten kann.